Die Schweiz pflegt auch Feste, die nicht in den üblichen Kalender passen. Es sind Übergangsfeste – Feste an der Schnittstelle von Jahreszeiten, Kulturen und Welten. Sie sind selten, aber besonders wertvoll, denn sie spiegeln die Seele der Nation wider. Ein solches Fest ist das Sechseläuten in Zürich (am dritten Montag im April). Dieses „Sechs-Uhr-Fest“ geht auf den Brauch im Mittelalter zurück, dass Handwerker um 18:00 Uhr Feierabend machten (was den Frühlingsbeginn symbolisierte). Heute verbrennen die Zürcher auf dem Marktplatz den „Böögg“, eine Strohfigur des Winters. Wenn der Kopf schnell explodiert, wird der Sommer heiß. In Unterwalden (Kanton Obwalden) findet im Februar der „Winterlauf“ statt – Kinder rennen mit Fackeln und Glöckchen durch die Straßen und rufen: „Winter, heym!“ („Winter, komm nach Hause!“). Dies ist ein heidnisches Ritual, das den Frühling herbeiführen soll. Im Engadin (Graubünden) wird im März Chalandamarz gefeiert, ein Tag, an dem Kinder mit Glocken den Winter erwecken. Dieser Feiertag ist von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe anerkannt. Jede Glocke ist handgefertigt, und ihr Klang gilt als Glücksbringer.
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